Hier finden Sie Sagen & Anekdoten, die von den Einwohnerinnen und Einwohnern Plattens überliefert wurden.

Schweden auf dem Schirbelberg

In den schrecklichen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges wurden die schwedischen Söldner zu herrenlos umherstreunenden Räubern, nachdem ihr Kriegsherr, König Gustav Adolf, gefallen war. Zusammengerottete Horden fielen in Dörfer und Städte ein, plünderten Haus und Hof und mordeten ohne Rücksicht jeden, der sich ihnen in den Weg stellte.

Es war um das Jahr 1640, als ein versprengter Schwedentrupp auf dem Schirbelberg über Platten sein Heerlager aufschlug. Dieser Hügel gewährte Einsicht ins weite Wittlicher Tal. Sie bot nicht nur Sicherheit vor nahenden Feinden, sondern legte jeden Hof und jeden Weiler in der flachen Talmulde bloß, der sich für einen Raubzug eignete.

Am Abend, nachdem das Lager errichtet war, fielen die Räuber zuerst in das nahegelegene Dorf Platten ein. An der Spitze des Reitertrupps ritt der Hauptmann auf einem Schimmel. Er war bekleidet mit einer grünen Soldatenhose, kniehohen Reiterstiefeln, einem dicken Wollwamst um Brust und Rücken und einem Hut, auf dem eine lange Pfauenfeder auf- und nieder wippte. Ohne Zaudern sprang der Hauptmann vor dem ersten Winzerhaus vom Pferd und ließ den klobigen Stiefel mit solcher Wucht gegen die Haustür krachen, dass sie berstend aus den Angeln flog. Totenbleich und mit schlotternden Knien trat der Winzer heraus. In gebrochenem Deutsch brüllte der Schwede ihn an: „Zuhören – Kerl! Ihr bringen jeden Morgen Wein auf den Berg dort – viel, viel Wein! Wenn ihr nicht gehorchen, wir stecken eure Häuser an! Capito?“ Die Winzer in den Nachbarhäusern hatten die Drohung mit angehört. Kaum war der Schwede außer Sichtweite, da trafen sich alle Männer zu einer Versammlung vor der Kirche und hielten Rat, wie man den Schweden begegnen solle. Einige meinten, die letzte Weinernte sei erbärmlich gewesen und es drohe Not und Hunger, wenn man den Schweden all den Wein ausliefere. Andere kluge alte Männer, die viel Schreckliches über Brandschatzungen und Mordtaten der Schweden gehört hatten, riefen: „Ist es vernünftig, wenn wir uns alle ermorden lassen? Sollen unsere Häuser in Schutt und Asche fallen? Ist es nicht gescheiter, die Schweden mit unserem Wein zu besänftigen, bis aufs letzte Fass? Nur der Wein wird unsere Frauen und Kinder retten!“ Diesem klugen Rat der Alten stimmten schließlich alle Männer zu.

Fortan trugen jeden Morgen in aller Frühe einige Winzer so viel Wein ins Schwedenlager hinauf, dass jeder Soldat einen Tonkrug voll hatte. Im Nu machten sich die wilden Gesellen begierig über den Rebensaft her, und nach kurzer Zeit lagen sie betrunken und schlapp vor ihren Zelten. Wenn am Abend der letzte Tropfen geleert war, zerschlugen sie die Tonkrüge an einer Felswand in tausend Stücke.

Zwei Wochen lang währte die wüste Sauferei, dann war die Horde wie vom Erdboden verschluckt, und keinem einzigen Plattener war ein Leid geschehen. Nur ein riesengroßer Scherbenhaufen am Berghang erinnerte an die Saufgelage der Schweden. In jener Zeit gaben die Winzer dieser Weinlage den trefflichen Namen „Schirbelberg“.

Die Geschichte vom „Däwel“

Bis zum Jahre 1793, als Platten noch keine eigenständige Pfarrei war, wurd nur an Freitagen in der Kapelle , die dem hl. Martinus geweiht war, Gottesdienst gehalten. Da Platten zu jener Zeit zur Pfarrei Kirchhof (Altrich) gehörte, mussten sich die Plattener zum Kommunion- und Firmunterricht sowie zum Sonntagsgottesdienst dort einfinden und einen 4 km langen Fußweg auf sich nehmen. Man wählte dazu aber nicht den Weg durch die Puhlwiese, sondern begab sich über einen Waldpfad, durch das gemeindeeigene Waldstück „Rans“, auf den Weg.

Die 8 km Hin- und Rückweg machten dann auch durstige Kehlen. So kehrte man denn, zu Hause angekommen, bei dem damaligen Wirt „Däwel“ ein, der in Platten (im heutigen Anwesen Nikolaus Schmitt) ein Lokal unterhielt.

Schon damals schätzte man den guten Plattener Wein. Davon zeugt die Tatsache, dass man in der näheren Umgebung hellhörig wurde und man dem Weinort Platten des öfteren einen Besuch abstattete. Der Satz: „Bei dä Däwel (im heutigen Sprachgebrauch Deiwel) no Plaaten“ wurde ein zugkräftiger Slogan. Er soll es auch weiterhin bleiben.

Inspiriert durch diese Anekdote hat der Plattener Bürger Heinz Herges Anfang der 80er Jahre den original Plattener Teufelsbraten eingeführt, der auf der Grundlage einer speziell in Auftrag gegebenen Gewürzmischung hergestellt wird. In seiner Sitzung am 20.03.1986 hat der Gemeinderat Platten auf Anregung von Heinz Herges beschlossen, mit einem Flyer erstmals in größerem Stil für den Teufelsbraten zu werben und 5.000 Flyer in Auftrag gegeben. Gleichzeitig wurde auf Anregung von Heinz Herges beschlossen, dass die Ortsgemeinde zukünftig das „original Plattener Teufelsbratengewürz“ über eine Firma aus Hamburg bezieht und vermarktet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Heinz Herges sich selbst um die Beschaffung der von ihm kreierten Gewürzmischung gekümmert. Dieser Beschluss hat bis in die heutige Zeit Gültigkeit.

Der Plattener Teufelsbraten wird seit Anfang der 80er Jahre regelmäßig auf Dorffesten angeboten, insbesondere an den Tagen der offenen Weinkeller, die jedes Jahr von Christi Himmelfahrt bis zum nachfolgenden Sonntag stattfinden. In der Straußwirtschaft Neukirch steht er auf der Speisenkarte und wird auch gerne von den Plattener Winzern den Weinkunden serviert.

Der Schweins-Adam aus Platten

Adam Bongartz war Gemeindediener in Platten vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Viel bekannter ist er bis heute in Platten als Schweinehirt und als Original mit Ecken und Kanten. Den Plattener Adam Bongartz als urwüchsig zu beschreiben, das passt nicht, denn er stammte vom Hunsrück, genauer aus Longkamp. Irgendwie hatte es ihn nach Platten verschlagen. Wie es dazu kam, das weiß bis heute keiner der älteren Plattener, die ihn noch gekannt haben und Geschichten von ihm erzählen.

In Platten jedenfalls wohnte er in einer Einzimmerwohnung mehr schlecht als recht. Aber das war ihm egal. Denn Adam erhielt Essen und Trinken jeden Tag in einer anderen Familie. Und das hing mit seinem Hauptberuf zusammen. Adam Bongartz war in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts der Plattener Schweinehirt und als Schweins-Adam im gesamten Ort bekannt. Allmorgendlich außer sonntags machte er sich auf den Weg durch den Ort, sammelte die Schweine ein und führte sie in den Plattener Wald zur Mast. Abends kam er dann wieder mit seiner Herde zurück und brachte jedem Bauern seine Schweine in den Stall.

Das funktionierte recht einfach. Die Bauern, damals betrieben fast alle Plattener Familien noch Landwirtschaft, auch die Winzer, kannten bestens den Weg von Schweins-Adam und öffneten rechtzeitig die Stalltüren.

Wenn Adam dann mit seiner Herde vorbeikam, war dies ohne Zutun von Menschenhand das Zeichen für die wartenden Schweine: Jetzt raus aus dem Stall und der Herde nach. Sein Kommen kündigte Schweins-Adam morgens um 8.30 Uhr mit seinem Signalhorn an: „Dir Leit, lasst de Schwein raus, de Saihert (Sauhirte) bliest“.

Sein Lohn bestand darin, dass er im täglichen Wechsel bei den Plattener Familien Essen und Trinken erhielt. Das war nicht immer angenehm für die Gastgeber in Bezug auf die mangelnde Hygiene des Schweinehirten.

Die hat sich später geändert. Denn Adam kam nach dem Krieg ins Altenheim nach Wittlich. Dort brachte man ihm Hygiene bei, die er bis ins hohe Alter beibehielt. Die Plattener besuchten ihn gelegentlich und brachten ihm dann auch Viez und Tabak mit.